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Warum wir nach Trennungen nur die schönen Momente sehen

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Ex Factor

Trennungen sind wie ein Donnerschlag im Herzen. Zuerst ist da der Schmerz, die Wut, vielleicht die Erleichterung – ein emotionales Chaos. Doch nach ein paar Wochen scheint etwas Seltsames zu passieren. Plötzlich erinnern wir uns nicht mehr an die Streitereien, die stillen Vorwürfe oder die endlose Diskussion über den Abwasch. Stattdessen denken wir nur noch an die schönen Momente: den ersten Kuss, die lustigen Insider, die Nächte, die wir gemeinsam durchgelacht haben. Warum passiert das? Und was hat es mit diesen „21 Tagen“ auf sich?

Der Mythos der 21 Tage

Es heißt oft, dass es 21 Tage dauert, um eine Gewohnheit zu verändern – oder in diesem Fall, um das Ende einer Beziehung zu verarbeiten. Diese Zahl taucht in Ratgebern, Social-Media-Posts und sogar in Filmen auf. Doch woher kommt sie?

Der Ursprung dieser Theorie liegt in den 1960er-Jahren, als der plastische Chirurg Maxwell Maltz beobachtete, dass seine Patienten etwa 21 Tage brauchten, um sich an ihr neues Aussehen zu gewöhnen. Die Idee wurde später verallgemeinert, doch die Wissenschaft zeigt: Emotionen sind nicht so einfach zu kalkulieren.

Warum erinnern wir uns an das Gute?

Der Blick auf die positiven Aspekte einer vergangenen Beziehung hat einen psychologischen Grund:

  1. Die rosarote Rückschau:
    Unser Gehirn liebt Geschichten. Wenn eine Beziehung endet, versuchen wir, sie „rund“ zu machen. Die schlechten Teile verblassen, weil sie nicht zu der romantischen Erzählung passen, die wir uns selbst erzählen möchten.
  2. Emotionale Schutzmechanismen:
    Schmerzvolle Erinnerungen werden von unserem Gehirn oft ausgeblendet, um uns zu schützen. Stattdessen rücken die schönen Momente in den Vordergrund, weil sie angenehmer sind und uns Hoffnung geben – auf zukünftige Beziehungen oder darauf, dass die Liebe doch irgendwo funktioniert.
  3. Das Belohnungssystem:
    Liebe aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, ähnlich wie eine Droge. Auch nach einer Trennung erinnert sich unser Gehirn daran, wie gut sich diese „Hochs“ angefühlt haben – und blendet die „Tiefs“ aus.

Was hat es mit den 21 Tagen auf sich?

Hier kommt die Wahrheit ins Spiel: Es gibt keine magische Zahl, nach der wir anfangen, unsere Ex-Beziehungen verklärt zu sehen. Der Zeitraum variiert stark – abhängig von der Intensität der Beziehung, der Art der Trennung und der eigenen Persönlichkeit.

Was jedoch stimmt: Nach etwa drei Wochen beginnen viele Menschen, die akute Phase der Trauer hinter sich zu lassen. Die Emotionen kühlen ab, und das Gehirn hat mehr Kapazität, sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren – oft gefiltert durch die „alles-war-doch-gar-nicht-so-schlecht“-Brille.

Dass wir nach einer Trennung nur die positiven Dinge sehen, ist teilweise wahr – aber die „21 Tage“ sind eher ein Symbol als eine feste Regel. Letztlich ist es ein natürlicher Teil des Heilungsprozesses, sich an das Gute zu erinnern. Denn nur so können wir akzeptieren, was war, und mit dem Leben weitermachen.

Vielleicht liegt darin der wahre Trost: Erinnerungen an vergangene Liebe sind keine Schwäche. Sie zeigen uns, dass wir in der Lage sind zu lieben – und wieder zu lieben.

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