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Warum Missgeschicke oft in einer Kettenreaktion enden

"Wenn wir in ein Fettnäpfchen treten, folgt auch das nächste"
Warum Missgeschicke oft in einer Kettenreaktion enden
„Kennst du das Gefühl, wenn du in einem Gespräch plötzlich ins Fettnäpfchen trittst? Du willst das Thema wechseln, doch schon steht das nächste Missverständnis in der Tür. Und dann? Ein weiteres Fettnäpfchen, und das nächste, und das nächste. Manchmal fühlt es sich an, als ob diese Missgeschicke sich einfach aneinanderreihen, als ob das Universum gegen dich wäre. Aber was steckt wirklich dahinter?“
Es gibt diesen weit verbreiteten Glauben, dass sich Fehler in einer Kettenreaktion manifestieren, sobald der erste Schritt ins Fettnäpfchen gesetzt ist. Die Wahrheit dahinter ist, dass es nicht nur an deiner Ungeschicklichkeit liegt – es gibt psychologische und sogar physische Gründe, warum Missgeschicke oft zusammenhängen.
Warum folgt auf ein Fettnäpfchen das nächste?
- Kognitive Verzerrung: Der Dominoeffekt des Fehlers
Wenn wir einmal in ein Fettnäpfchen treten, sind wir oft so mit der Konsequenz des ersten Fehlers beschäftigt, dass wir unbewusst auf weitere Stolpersteine laufen. Diese kognitive Verzerrung wird als „Spotlight-Effekt“ bezeichnet – wir fokussieren uns zu sehr auf unsere Fehler und werden dadurch selbstbewusster und nervöser, was uns anfälliger für weitere Missgeschicke macht. Jeder Fehler zieht unsere Aufmerksamkeit stärker an, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der nächste Fehler passiert. Wir fokussieren uns so stark auf das „Schlechtmachen“, dass es tatsächlich wie ein Dominoeffekt erscheint. - Selbstwahrnehmung und soziale Reaktionen
Wenn wir in der Öffentlichkeit einen Fehler machen, wie z. B. etwas Unbedachtes sagen oder uns ungeschickt verhalten, ist unsere Selbstwahrnehmung oft von Scham und Verlegenheit überschattet. Diese Gefühle führen zu einer übermäßigen Selbstbeobachtung, wodurch wir noch unsicherer und anfälliger werden. Diese Unsicherheit sorgt dann dafür, dass wir in der gleichen Situation noch mehr Fehler machen – sei es im Gespräch, bei der Arbeit oder im Umgang mit anderen. - Gesetz der Wahrscheinlichkeit
Ein weiteres Phänomen ist das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Es ist schlichtweg so, dass in einem Moment, in dem wir uns besonders nervös oder unsicher fühlen, die Wahrscheinlichkeit für weitere Fehler steigt. Stell dir vor, du stolperst beim Betreten eines Raumes – die Wahrscheinlichkeit, dass du in diesem Moment auch noch mit einem Stuhl kollidierst oder etwas anderes umstößt, ist einfach größer. Du bist auf „automatisch“ und konzentrierst dich mehr auf das zu vermeidende Missgeschick, anstatt auf das, was gerade vor dir passiert. - Negative Selbstverstärkung:
Der Fehler „versteckt“ sich oft in unseren Gedanken und wird unbewusst immer wieder im Kopf durchgespielt. Diese mentale Selbstverstärkung verstärkt unsere negative Erwartungshaltung, was uns noch anfälliger für neue Fehler macht. Wir denken uns: „Das passiert mir immer!“, und prompt passiert der nächste Fehler.
Warum die „Fettnäpfchen-Kettenreaktion“ oft nur in unserem Kopf existiert
Der Glaube, dass uns nach einem Fehler sofort ein weiterer Fehler folgt, ist oft ein psychologischer Mechanismus, der die Realität verzerrt. Wir sind nicht wirklich in einer Kettenreaktion von Missgeschicken gefangen – es ist mehr die Wahrnehmung, dass wir uns in einem Teufelskreis befinden. Dieser Kognitionsfehler wird auch als „Selektive Wahrnehmung“ bezeichnet. Du beginnst, nur die negativen Dinge wahrzunehmen, die passieren, und übersiehst alle positiven oder neutralen Momente. Tatsächlich machen wir im Alltag deutlich mehr „neutrale“ oder „positive“ Dinge, als wir uns bewusst machen.
Was sagt die Forschung?
Psychologische Studien bestätigen, dass Menschen nach einem Fehler tendenziell mehr Fehler machen, weil sie sich in einem Zustand emotionaler Überlastung befinden. Besonders die emotionale Reaktion auf einen Fehler beeinflusst unsere Fähigkeit, rational und fokussiert zu bleiben. Angst und Scham erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir weiter in die gleiche Richtung stolpern. Der Kognitionspsychologe Daniel Kahneman spricht in seinen Studien über „schnelle“ und „**langsame“ Denkprozesse“ und zeigt auf, wie Emotionen unser Verhalten schneller steuern, als wir es bewusst wahrnehmen können.
Studien zur Selbstwahrnehmung bestätigen ebenfalls, dass Menschen nach einem Fehler oft in einem Zustand des „kognitiven Stresses“ sind, der ihre Handlungsfähigkeit beeinträchtigt. Es ist der psychologische „Kollaps“, der uns dazu bringt, uns auf das Problem zu fixieren und uns in dieser Fehlerspirale festzusetzen.
Wie brichst du den Fettnäpfchen-Kreislauf?
Die gute Nachricht ist, dass du den Kreis der Missgeschicke durchbrechen kannst. Hier sind einige Tipps, wie du den Teufelskreis aus Fehlern und Missgeschicken stoppen kannst:
- Akzeptiere Fehler und sieh sie als Lernchancen:
Wenn du einen Fehler machst, versuche nicht, ihn zu überanalysieren. Jeder Fehler ist eine Chance zu wachsen. Lerne aus ihm, und akzeptiere ihn, anstatt dich weiter darauf zu fixieren. - Lenke deine Aufmerksamkeit um:
Anstatt weiterhin zu denken: „Oh nein, das ist mir jetzt schon wieder passiert!“, fokussiere deine Energie auf etwas anderes. Achtsamkeitstechniken und tiefes Atmen können helfen, deinen Geist zu beruhigen und dich aus der Spirale der Selbstkritik zu befreien. - Sei weniger hart zu dir selbst:
Fehler passieren, und das ist okay. Wenn du dich selbst zu sehr kritisierst, steigert das nur die Wahrscheinlichkeit, dass du wieder in einem Fettnäpfchen landest. Sei freundlich zu dir selbst. - Nimm dir einen Moment für Klarheit:
Nach einem Fehler ist es oft hilfreich, sich eine kurze Auszeit zu nehmen, um den Kopf zu klären und sich wieder zu fokussieren. Ein Moment der Reflexion oder Achtsamkeit kann helfen, deine Perspektive zu verändern und den nächsten Fehler zu vermeiden.
Mythos oder Wahrheit?
Wahrheit: Die Kettenreaktion von Fettnäpfchen ist zwar ein weit verbreiteter Glaube, doch sie entsteht vor allem durch die psychologische Wahrnehmung der Situation. Unsere emotionale Reaktion auf einen Fehler kann uns in eine Spirale von weiteren Missgeschicken führen. Doch mit der richtigen Selbstwahrnehmung und dem Vertrauen in unsere Fähigkeit, Fehler zu akzeptieren und zu lernen, können wir diesen Kreis durchbrechen.